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Portfoliosichtungen

Best Portfolio 2024

Foto: Anna Högerle

Bei der Portfoliosichtung by Freundeskreises Photographie am 19.10.2024 wurden wieder großartige Portfolios vorgestellt. Fast 50 angehende Fotograf:innen und Young Professionals haben ihre aktuellen Portfolios verschiedenen Fotografie-Expert:innen präsentiert. In Einzelgesprächen konnten sie sich Feedback und wertvolle Tipps rund um ihre Arbeiten holen und netzwerken. Anschließend gab es den Portfolio-Walk, bei dem die Sichter:innen, Teilnehmer:innen und Interessierte die Möglichkeit hatten, sich alle Arbeiten anzuschauen, Kontakte zu knüpfen und sich auszutauschen.  

Zum Finale wählten die Sichter:innen und gleichzeitige Best Portfolio-Jury ihre Favoriten unter den Portfolio Review-Teilnehmer:innen aus.  
Die Gewinner:innen des Best Portfolio Awards sind Julius Schien, Elliott Kreyenberg und Ana Maria Sales Prado. Herzlichen Glückwunsch!

Julius Schien widmet sich dem Gedenken an die Opfer rechter Gewalt in Deutschland und verleiht ihnen Sichtbarkeit, während Elliott Kreyenberg die Auswirkungen traditioneller Männlichkeitsnormen kritisch beleuchtet. Ana Maria Sales Prado thematisiert in ihrer Arbeit die stereotypischen Darstellungen und Narrative von Identität und Herkunft im postmigrantischen Kontext.

Die Best Portfolio-Jury, bestehend aus den Sichter:innen, Jörg Brüggemann, Prof. Dr. Karen Fromm, Silke Güldner, Alexander Hagmann, Nadine Isabelle Henrich, Tobias Kappel, Anja Kneller, Dr. Franziska Kunze, Trine Skraastad, Malin Schulz, Amelie Schneider, Hannah Schuh, Julia Waldmann, Lars Willumeit, Manuel Sigrist und Patricia Breinholm Bertram waren durchweg begeistert und überzeugt von der Konzeptstärke und hohen fotografischen Qualität der drei Preisträger:innen.  

JULIUS SCHIEN

»Rechtes Land«

Seit der deutschen Wiedervereinigung fielen in Deutschland über 200 Menschen rechter Gewalt zum Opfer – an unzähligen Straßenecken, in Wohnhäusern und Naherholungsgebieten. Über 200 Einzelschicksale, die nur flüchtig ins gesellschaftliche Bewusstsein dringen, kurz wahrgenommen und dann schnell wieder vergessen werden. Julius Schien besucht diese Orte und stellt sich die Frage: 

An welchen Orten mussten Menschen sterben, und warum? Wo befinden sich diese Orte? Gehen wir Tag für Tag an ihnen vorbei, ohne uns ihrer Bedeutung bewusst zu sein? Erinnert noch etwas an die Opfer? In dem Projekt »Rechtes Land« widmet sich Schien über drei Jahrzehnten rechter Gewalt in Deutschland, um aufzuzeigen, wie tief Rechtsextremismus in Deutschland immer noch verwurzelt ist, und legt dabei einen bis dato einmaligen visuellen Katalog dieser Tatorte an.

Julius Schien kam mit Ende 20 zur Fotografie und schließt aktuell sein Studium der Dokumentarfotografie an der Fachhochschule Hannover ab. In seiner Fotografie sucht er vor allem nach Antworten auf die Frage, was es bedeutet, sich mit dem politischen Erbe Deutschlands auseinanderzusetzen. Seit drei Jahren arbeitet er an der Recherche und Umsetzung des Langzeitprojekts »Rechtes Land«, in der er die Orte dokumentiert, an denen Menschen seit der Wiedervereinigung durch rechte Gewalt starben. Schien lebt und arbeitet in Hannover.

ELLIOTT KREYENBERG

„Something Was Missing Within“

Elliott Kreyenberg beschäftigt sich in seinem Projekt "Something Was Missing Within" mit dem Mangel an Sensibilität und Verletzlichkeit in der männlichen Sozialisation. Die nach außen präsentierte Stärke, das „Unverwundbar-sein“, die so oft mit einer Idee von Maskulintät einher geht, kann verheerende Folgen haben. In Europa werden 75% der Selbstmorde von Männern begangen. Eine erschreckende Statistik, die den Zusammenhang von Geschlecht und psychischer Gesundheit aufzeigt. Es ergibt sich ein Paradox: in einer traditionell patriarchalen Gesellschaft in der Männer strukturell privilegiert sind, etablieren sie Werte und Normen, die anderen, aber auch ihnen selbst schaden. Die feministische Theoretikerin und Autorin bell hooks schreibt in ihrem Buch The Will to Change: Men, Masculinity and Love: „Das Patriarchat verlangt von Männern, dass sie emotionale Krüppel werden und bleiben.“ und bringt so, in klaren Worten, ein grundlegendes Problem auf den Punkt. Wie gehen wir mit der Selbstzensur um, die sich aus dem gesellschaftlichen Druck ergibt, sich anpassen zu müssen? In "Something was Missing Within" setzt sich Elliott Kreyenberg mit dieser Frage auseinander und beschreibt das klaustrophobische Gefühl traditionellen Stereotypen von Männlichkeit entsprechen zu müssen. 

ANA MARIA SALES PRADO

„It is the aura of my fingers that sees the egg“ (2024) 

„Wo komme ich wirklich her?" Die Fotografin begibt sich auf die Suche nach eigenmächtigen Bildern mit denen sie selbst entscheiden kann, wie sie über ihre Identität und Herkunft spricht. Dabei möchte sie eine Vielschichtigkeit herstellen und zugleich Transparenz verweigern: Nationalitäten werden absichtlich ausgelassen und (Familien)Geschichten werden mit Fiktion verwoben. Es sollen Gegen-Narrative entstehen, die einen Moment der Irritation oder sogar des Widerstands gegen übliche stereotypisierende Bildwelten in einem postmigrantischen deutschen Kontext herstellen. Ana Maria Sales Prado schaut in Archive, dreht Bilder um und stellt sie nach. Sie interessieren die Querverstrebungen, Zufälle und neuen Kontexte, die sich durch die Geschichten ergeben, die zwischen den Zeilen stehen. 

Ana Maria Sales Prado arbeitet als Fotografin und Designerin in Berlin. Sie studierte Visuelle Kommunikation an der Universität der Künste Berlin, im Februar 2024 absolvierte ihren Master of Arts an der Fachhochschule Dortmund im Studiengang Photographic Studies. In ihrer Arbeit setzt sie sich kritisch mit Machtverhältnissen und Repräsentationen in der Fotografie auseinander und hinterfragt dabei ständig ihre eigene fotografische Praxis. Sie ist Mitglied des Female Photoclub und des fotografischen Kollektivs Hauspoststille. 



Der Freundeskreis Photographie dankt allen teilnehmenden Fotograf:innen: 
Shirin Abedi, Sara Affolter, Natali Agryzkova, Verdiana Albano, Samantha Alioto, Nicole Benewaah, Swen Bernit, Leah Bethmann, Jenny Bewer, Tetyana Chernyavska, Simon Deppe, Jonathan Funk, Julia Gaes, Sarah Grethe, Lea Greub, Juliane Haerendel, Victor Heereken, Jacob Heine, Jan Heinicke, Juliane Herrmann, Elliott Kreyenberg, Michelle Maicher, Agnieszka Mastalerz, Bärbel Möllmann, Christina Müller, Donja Nasseri, Lara Ohl, Stefanos Paikos, Aline Papenheim, Ana Marija Pinto, Ana Maria Sales Prado, Sibille Riechardt, Ness Rubey, Sebastian Schubbe, Rebecca Schwarzmeier, Ella Seeger, Anne Spelt, Charlotte Spiegelfeld, Agata Szymanska-Medina, Julius Schien, Altay Tuz, Malte Uchtmann, Vladimir Unkovic, Irving Villegas, Annika Weertz und Theresa Wißmann.

Wir sind sehr gespannt, was wir in Zukunft noch von diesen talentierten Fotograf:innen und Fotokünstler:innen sehen werden. Ein besonderer Dank gilt auch unseren internationalen Sichter:innen für ihren Einsatz und ihr Engagement.  

Es war ein spannender Tag mit vielen neuen und inspirierenden Begegnungen! 

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