In diesen Zeiten freuen wir uns besonders, unsere Mitglieder bereits einen Tag vor Beginn der Doppelausstellung der beiden US-amerikanischen Fotografen Matt Black (*1970) und Jerry Berndt (1943-2013) zur exklusiven Preview in das Haus der Photographie einzuladen. Während der Magnum-Fotograf Matt Black den Zusammenhang zwischen Migration, Armut, Landwirtschaft und der Umwelt in seiner Heimat Kalifornien und in Süd-Mexiko dokumentiert, widmete sich Jerry Berndt von den 1960er- bis 1980er-Jahren den Problemen seines Landes.
In Blacks Arbeiten ist immer wieder den Zusammenhang zwischen Migration, Armut, Landwirtschaft und der Umwelt in seiner Heimat Kalifornien und in Süd-Mexiko dokumentiert. Für sein Projekt AMERICAN GEOGRAPHY reiste er über 100.000 Meilen durch 46 US-Bundestaaten, darunter Kalifornien, Oregon, Louisiana, Tennessee und New York.
Auf diesem Road Trip besuchte Black Gemeinden, deren Armutsquote über 20 Prozent liegt und die wie auf einer Landkarte miteinander verbunden werden können. So gelang es Black, Armut als kollektives Element in den USA darzustellen, das Menschen verbindet, deren Leben sich abseits des American Dream abspielt. »Der wichtigste Schlüssel, um zu verstehen, was und warum ich dieses Projekt mache, ist meine eigne Herkunft«, sagt Matt Black über das Projekt. »Es ist der Ort, an dem ich noch heute lebe, an dem ich mein gesamtes Leben verbracht habe und wo das Projekt auch angefangen hat. Es ist eine Region, die nicht vom großen amerikanischen Mythos – also von der Grundidee Amerikas – repräsentiert wird.«
Berndt hingegen präsentiert die Zeit zwischen den 1960er und 1980er Jahren in Amerika wie kein anderer Fotograf. Indem er Fotojournalismus mit Dokumentations- und Straßenfotografie kombiniert, gelingt es ihm, über eine Spanne von dreißig Jahre einen einzigartigen Blick auf die soziale Verfassung Amerikas zu werfen. Gerade weil Berndt Teil der amerikanischen Protestbewegung war, werden zentrale Themen der jüngeren amerikanischen Geschichte wie die Bürgerrechtsbewegung, die Rechte von Afroamerikaner*innen, Patriotismus, Obdachlosigkeit, aber auch die vehementen Proteste gegen den Krieg in Vietnam, Rassismus, Atomkraft nicht nur überzeugend visualisiert: Vor einer stummen tristen amerikanischen Großstadtkulisse zeichnen sich soziale und kulturelle Lebensbedingungen ihrer Bewohner ab, die von tiefer Melancholie überschattet sind.