UNKOSTENBEITRAG:
Wieder gilt es einen neuen Ort der Fotografie in Hamburg zu besuchen. Gemeinsam mit Ulrich Rüter wollen wir das Lebenswerk eines heute kaum noch bekannten Fotografen entdecken: Rolf Tietgens wurde 1911 in Hamburg geboren, seine frühe erfolgreiche Karriere konnte er nach seiner Emigration in die USA nicht dauerhaft fortsetzen, er starb 1984 einsam und weitgehend vergessen. Der Präsentation im Bargheer-Museum gelingt – auch im Wechselspiel mit Arbeiten von Eduard Bargheer – eine spannende Würdigung und sehenswerte Wiederentdeckung.
Aus einer wohlhabenden Kaufmannsfamilie stammend, wurde Rolf Tietgens früh durch den Künstlerkreis um Eduard Barheer und Herbert List geprägt. Bereits seit Mitte der 1930er-Jahre veröffentlichte er erfolgreich in verschiedenen Magazinen; mit seinen Publikationen „Die Regentrommel“ (1936), der das Leben der indigenen nordamerikanischen Bevölkerung thematisierte, und „Der Hafen“ (1939), ein Bildband zum 750jährigen Bestehens des Hamburger Hafens, präsentierte sich die virtuose Aneignung der visuellen Bildsprache des Neuen Sehens. Als homosexuellem Künstler drohte ihm die nationalsozialistische Verfolgung, daher entschloss er sich auch aus politischen Gründen zur Emigration in die USA. Nach seiner Ankunft in New York gelang es ihm zunächst vielversprechend, als Bildjournalist und Werbefotograf zu arbeiten. Vor allem seine freien Serien belegen sein Interesse an der Großstadt und der Street Photography. Reisen führten ihn nach Italien, Griechenland und Mexiko. Der Erfolg als Fotograf hielt allerdings nicht an, sein künstlerisches Interesse wechselte in den späten 1960er-Jahren von der der Fotografie zur Malerei, in der Folgezeit wurde Tietgens zunehmend vergessen. Er starb 1984 einsam und verarmt. Umso dankenswerter ist nun die Retrospektive, die es ermöglicht, sein erhaltenes Werk in allen Facetten wieder zu entdecken.
Treffpunkt: Ab 13.20 Uhr im Eingangsbereich des Bargheer Museums