In unserer Vorstellungsreihe „Das sind wir“ erfahren wir hier mehr von Karen Fromm, wie sie zum Beispiel zur Fotografie gekommen ist und was sie bis heute an ihr so faszinierend findet. Immerhin ist sie bereits seit 1998 ein aktives Mitglied und langjähriges Vorstandsmitglied des Freundeskreises.
Was hat dich zur Fotografie gebracht?
Ich kam zur Fotografie über die Kunstgeschichte. Nachdem ich schon einige Semester Literaturwissenschaften studiert hatte, entdeckte ich die Kunstgeschichte, an der mir die Auseinandersetzung mit unserer visuellen Kultur und die Idee, diese in sprachliche Diskurse zu übersetzen, gefiel. Von Beginn an interessierte ich mich weniger für die Skulptur der Romanik oder mittelalterliche Altäre als für zeitgenössische Auseinandersetzungen. So bin ich dann bei der Fotografie gelandet. Gerade die Kunstgeschichte bietet meines Erachtens nach ein hervorragendes Instrumentarium unsere aktuelle visuelle (Alltags-)Kultur, die eine vor allem fotografisch geprägte ist, zu reflektieren.
Was fasziniert dich an der Fotografie?
Mich interessiert an der Fotografie gerade ihre ambivalente Position, die sie als indexikalisches und ikonisches Zeichen einnimmt. Mich fasziniert dabei, dass sie zum einen – aller Manipulationsskandale zum Trotz – ein nicht wirklich still zu stellendes Wirklichkeitsversprechen nährt und zum anderen die Wirklichkeit nicht nur zum Bild, sondern auch das Bild zur Wirklichkeit werden lässt.
Hast du einen Lieblingsfotograf*in? Ein Lieblingsbild oder Projekt?
Das ist richtig schwer zu beantworten, ganz viel Verschiedenes und aus ganz unterschiedlichen Gründen. Zanele Muholi, Sophie Calle, Taryn Simon, Martha Rosler, Gregory Halpern, Laia Abril... Ich bewundere Max Pinckers für die Art und Weise, wie er uns unsere eigenen Lesegewohnheit vorführt, Zweifel am Dokumentarischen sät, aber auch das Fiktive nicht aus der Verbindung mit dem Realen entlässt. Robert Knoth & Antoinette de Jong schätze ich für ihr Experimentieren mit geschichteten Formen des Storytelling. Hier lohnt sich unbedingt ein Blick in ihr ganz neues Fotobuch ‚Tree & Soil‘ über die sich verändernden Landschaften in den Sperrzonen um Fukushima. Philip Montgomery finde ich gerade im Hinblick auf die aktuelle Berichterstattung aus den USA spannend. Und wenn es um fast schon klassisch zu nennende Positionen im Fotobuch geht, würde ich immer Gilles Peress‘ ‚Telex Iran‘ und Paul Grahams ‚Shimmer of Possibility‘ nennen.
Und was ist mit deinen eigenen Projekten? Welches bewegt dich davon am meisten?
Als Professorin für Fotografie an der Hochschule Hannover möchte ich vor allem Leidenschaft für die Fotografie und die zukünftigen Formen des Journalismus vermitteln. Ich bin überzeugt, dass es angesichts der sich verändernden Bildkultur mehr denn je eine anspruchsvolle, selbstreflektierte Fotografie braucht. Die theoretische Reflexion des eigenen Tuns ist eine wesentliche Grundlage für den professionellen Umgang mit Fotografie und Bildmedien. Deshalb bin ich besonders stolz auf die Diskursplattform [IMAGE MATTERS], die ich gemeinsam mit meinen Kolleg*innen Sophia Greiff, Anna Stemmler und Malte Radtki gegründet habe. Hier wollen wir die Diskurse der Praxis und Theorie in einen Dialog bringen, Workshops und Symposien veranstalten und Publikationen erarbeiten. Im letzen Jahr ist gerade unser neues Buch ›image/con/text. Dokumentarische Praktiken zwischen Journalismus, Kunst und Aktivismus‹ im Reimer Verlag erschienen: http://image-matters-discourse.de/
Warum engagierst du dich für den Freundeskreis? Und was macht dir am meisten Freude?
Ich bin schon seit 1998 im Freundeskreis aktiv. Wenn es mir keine Freude mehr machen würde, hätte ich sicher schon lange aufgehört. Ich finde es toll, dass wir uns hier frei von irgendwelchen Vorgaben oder Zwängen für das Medium engagieren können. Mir macht es Spaß, aktuelle Themen aufzuspüren, diese mit den Kolleg*innen zu diskutieren und nach Formaten zu suchen, sie für den Freundeskreis erlebbar zu machen.
Vielen Dank für die interessanten Einblicke und dein Engagement! Wir sind gespannt, was du als nächstes für uns im Fotodiskurs aufspürst.